Wie begegnen die Kommunen in der Region Stuttgart dem Strukturwandel in der Industrie? Während viele in ihren Besitzständen verharren, machen sich andere fit für die Zukunft 4.0. So auch Schwieberdingen im Landkreis Ludwigsburg, eine moderne Industriegemeinde nordwestlich von Stuttgart.
Die B 10 trennt seit jeher die Industrie- und Wohngebiete in Schwieberdingen voneinander. Eine Schnellstraße und die Strohgäubahn verbinden den Ort und seine 11.000 Einwohner*innen mit dem Verkehrsnetz der Region Stuttgart. Die ansässigen Unternehmen aus der Automobil-Zulieferindustrie (Bosch) und der Logistik (DSV, Große Vehne, Erwin Steinle) beschäftigen insgesamt 7.740 Menschen.
Am 3. April 2019 wurde bekannt, dass die Firma Porsche ein 15 ha großes Gelände am Ortsrand erwerben wolle. Auf einer bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche soll ein Industriequartier zur Produktionsversorgung und Vorproduktion für E-Fahrzeuge entstehen. Im Regionalplan des Verbands Region Stuttgart war das Gebiet bereits seit 2016 als zukünftiger regionaler Gewerbeschwerpunkt ausgewiesen. Mit dem Regionalplan soll die ausgeprägte Flächenknappheit in der Region Stuttgart gemildert und die Expansion bzw. Neuansiedlung von Unternehmen erleichtert werden. Der Plan ist Teil der regionalen Gesamtstrategie zur Förderung des Wirtschaftsstandorts Stuttgart.
Zu einer Verwirklichung des Zukunftprojekts bedurfte es jedoch der Zustimmung der Schwieberdinger Bürger*innen - in Zeiten der Volkbegehren gegen Logistik- und Infrastrukturprojekte kein einfaches Unterfangen.
Auf Betreiben des Schwieberdinger Bürgermeisters Nico Lauxmann wurde das Projekt vorangebracht. Bei Informationsveranstaltungen setzte sich Lauxmann persönlich für die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Standorts Schwieberdingen ein. Auch auf der Homepage der Gemeinde und in Info-Broschüren konnten sich die Bürger*innen konkret über die Pläne und Fakten zum regionalen Gewerbeschwerpunkt informieren.
Bei einem Bürgerentscheid am 14. Juli 2019 gaben schließlich 57 % der Schwieberdinger grünes Licht für einen regionalen Gewerbeschwerpunkt. Nun können die Kaufverhandlungen mit den Grundstückseigentümern geführt werden, denn das Gebiet setzt sich aus über 100 Parzellen im privaten Streubesitz zusammen.
Wenn auch diese letzte Hürde genommen ist, steht der wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Standorts nichts mehr im Wege. In Schwieberdingen hat sich gezeigt, wie mit politischem Willen, Transparenz bezüglich des Vorhabens und der Einbeziehung der Bürgerschaft die Region Stuttgart fit für die Zukunft gemacht werden kann – mit Zukunftstechnologie und renommierten Unternehmen aus der Region.